Begründung:
Seit der kompletten Sperrung der Schiersteiner Brücker am Abend
des 10. Februar 2015 herrscht in Mainz auf den Straßen sowie auf den beiden
verbliebenen Rheinbrücken in der Innenstadt und in Weisenau der
Ausnahmezustand. Die Folgen der aus Sicherheitsgründen notwendigen Maßnahme
sind gerade im Berufsverkehr seither nahezu täglich zu beobachten: lange Staus,
erhebliche Verkehrsbehinderungen und deutlich längere Fahrzeiten. Die
Leidtragenden dieser Situation sind vor allem die vom Verkehrschaos betroffenen
Mainzer Bürgerinnen und Bürger sowie die vielen Pendler, die über den Rhein
müssen, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Als Beispiel kann der Fall einer
Bürgerin aus Gonsenheim dienen, die in der Wiesbadener Äppelallee arbeitet.
Während sie vor der Sperrung der Schiersteiner nur etwa zehn Minuten für die
wenige Kilometer lange Strecke benötigte, waren es danach morgens und abends
jeweils bis zu zwei Stunden. Dies hat nicht nur Folgen für das Wohlbefinden,
sondern ist auch eine erhebliche finanzielle Belastung durch die Mehrkosten an
Sprit. Auch für Strecken innerhalb des Mainzer Stadtgebiets muss man seit dem
10. Februar 2015 erheblich mehr Zeit einplanen.
Unerträglich ist die aktuelle Situation auch für die heimische
Wirtschaft. Wie wichtig eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur
für den Ballungsraum Rhein-Main und den Wirtschaftsstandort Mainz ist, zeigt
sich gerade anhand der negativen Folgen der Brückensperrung für die Betriebe
und Unternehmen. So war am 10. März 2015 auf der Titelseite der Allgemeinen
Zeitung zu lesen, dass nach Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK)
der Region durch die Sperrung ein Gesamtschaden von 1,4 Millionen Euro pro Tag
allein dadurch entstehe, dass Autos und Lastwagen Umwege fahren müssen und in
Staus viel Zeit verlieren. Die direkten Schäden für die Wirtschaft würden sich
auf 470.000 Euro täglich belaufen. Und laut einer Blitzumfrage der IHK
Rheinhessen schätzten 68,4 Prozent der befragten Firmen die Schäden durch die
voraussichtlich ca. siebenwöchige Sperrung auf bis zu 50.000 Euro, 21 Prozent
auf bis zu 250.000 Euro und 10,5 Prozent auf bis zu eine Million Euro.
Negative
Folgen hat die Sperrung zudem in erheblichem Maße für die Umwelt. So werden
durch die täglichen Staus, Verzögerungen, Verkehrsbehinderungen und die
Notwendigkeit, dass viele Bürgerinnen und Bürger, ob als Pendler, Handwerker
oder als Verkehrsteilnehmer aus sonstigen beruflichen Gründen, Umwege und
längere Strecken fahren müssen, viel mehr Abgase ausgestoßen. Dadurch wird die
Umwelt erheblich belastet. Aber auch die Lärmbelastung in den Stadtteilen und
in der Innenstadt hat zugenommen, was wiederum die Lebensqualität schmälert.
Es zeigt sich immer mehr, dass die Verkehrs- und
Infrastrukturpolitik der rheinland-pfälzischen Landesregierung in den letzten
Jahren völlig verfehlt war. Bereits seit vielen Jahren ist bekannt, dass die
Schiersteiner Brücke dringend erneuert werden muss. Während das Land Hessen
aber seit langem schon baut, ist in Rheinland-Pfalz nichts passiert. Dabei
hatte der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer bereits am 31. Juli
2013 die Weisung erteilt, „die Planung für den sechsstreifigen Ausbau zuzüglich
Seitenstreifen für den Abschnitt von der Anschlussstelle (AS) Mainz-Mombach bis
zur AS Mainz-Gonsenheim schnellstmöglich durchzuführen und dem Bundesministerium
für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vorzulegen“. Die Planung dieses
Autobahnabschnitts sei deshalb besonders dringlich, weil mit der Fertigstellung
der im Bau befindlichen Rheinbrücke Schierstein ein Versatz zwischen neuer
Rheinbrücke und der rheinland-pfälzischen Vorlandbrücke entsteht, der zunächst
nur durch eine erhebliche Fahrbahnverschwenkung überbrückt werden könne, die
ungünstige Auswirkungen auf den Verkehrsfluss haben werde. Diese Weisung wurde
vom aktuellen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt mit Schreiben vom März
2014 an den rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz bestätigt. Doch
trotz dieser klaren Anweisung hat das Land Rheinland-Pfalz an einer
4+2-Variante festgehalten und die Weisungen aus Berlin ignoriert und nichts
vorangetrieben. Die Folge dieser Politik wird sein, dass die Bauarbeiten in
Rheinland-Pfalz einige Jahre später fertig sein werden als in Hessen. Und auch
der sechsspurige Ausbau der A 60 und des
Mainzer Kreuzes kommt nicht wirklich voran. Die Leidtragenden sind die
Bürgerinnen und Bürger sowie die Wirtschaft. Der Zeitverlust für alle Beteiligte ist auch ein Stück
Verlust an Lebensqualität und sogar an Lebenszeit.
Angesichts
der beschriebenen negativen Auswirkungen auf die Stadt Mainz ist die Verwaltung
dringend gefordert, sich aktiv bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung
für eine Verbesserung der derzeit katastrophalen Verkehrssituation einzusetzen
und in Gesprächen mit den zuständigen Stellen darauf hinzuwirken, dass der sechsspurige
Ausbau der Autobahnen 60 und 643 inklusive aktiver Lärmschutzmaßnahmen
vorangetrieben bzw. endlich auf den Weg gebracht wird. Eine weitere Verzögerung
kann weder den Bürgerinnen und Bürgern noch den Unternehmen zugemutet werden.
Weitere Begründung erfolgt mündlich.