Begründung:
Das Leipziger Helmholtz-Institut für Mikrobiologie
der Umwelt startete im Mai 2021 gemeinsam mit der Deutschen Vereinigung für
Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und der TU Dresden ein
Langzeitprojekt zum Abwassermonitoring an bundesweit ca. 20 Kläranlagen.
Auch Mainz war unter den 20 Kläranlagen. In der
Anfrage der ÖDP zur Stadtratssitzung am 09.02.2022 (0206/2022) erläuterte die
Verwaltung, dass dieses Projekt nicht mehr fortgesetzt wird: „Weil kein neuer
Erkenntnisgewinn zu erwarten ist, wird auf die Verlängerung verzichtet.“ Diese
Auffassung teilen wir ausdrücklich nicht. In Wiesbaden (wie an vielen weiteren
Städten in Hessen) wurde das Abwasser weiter untersucht, in Köln ebenso, wo
sich jetzt herausstellte, dass die Inzidenz wesentlich höher liegt, als
offiziell gemeldet. Ein fester Bestandteil der Pandemie-Überwachung ist
die Abwasseranalyse u.a. in den Niederlanden, Belgien, Österreich und der
Schweiz.
Mit diesem Abwasser-Monitoring könnte mit relativ
wenig Aufwand die Entwicklung der Virenmenge und die Entwicklung der Virenmutationen
in der Bevölkerung nachverfolgt werden. Eine nicht ganz unwichtige Kennzahl für
den Kampf gegen die Corona-Pandemie, um auch Rückschlüsse auf die Dunkelziffer
ziehen zu können und damit auch entsprechende Schutzmaßnahmen zu veranlassen.
Damit wäre man auch den bisherigen Datenerfassungen voraus, die ohnehin
vielfach als unvollständig bemängelt werden.
Die Europäische
Kommission empfahl bereits am 17. März 2021 flächendeckende
Abwasser-Untersuchungen in den Ländern – auch und gerade zum Aufspüren neuer
Corona-Varianten:
„Die Kommission
nimmt heute eine Empfehlung an, in der die Mitgliedstaaten aufgefordert werden,
das COVID-19-Virus und Varianten davon anhand von Abwasseruntersuchungen
aufzuspüren, die Daten an die zuständigen Gesundheitsbehörden zwecks
Früherkennung eines Auftretens des Virus weiterzugeben und Cluster zu
ermitteln. Gefördert werden soll die Anwendung gemeinsamer Probenahme-, Test-
und Datenanalysemethoden, unterstützt von einer europäischen Austauschplattform
und mit entsprechender finanzieller Unterstützung.“
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_1184
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX%3A52021DC0129
Johannes Nießen,
Leiter des Kölner Gesundheitsamtes und Vorsitzender des Bundesverbands der
Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, forderte am
04.07.2022 im WDR, dass die Kommunen möglichst flächendeckend ein solches
Monitoring durchführen sollten.
Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach kündigte kürzlich ein neues "Pandemie-Radar" an, um
genauere Vorhersagen über neue Corona-Wellen zu ermöglichen. Dazu solle auch
die Abwasser-Überwachung ausgebaut werden.
Hier könnte das
Fördermitteldezernat ausloten, ob die Stadt dann entsprechende Finanzmittel im
Bund oder der EU beantragen kann.