Die
Diskussion um die Sanierung des Mainzer Rathauses und den damit verbundenen
Kosten muss unbedingt auf sachlichen Boden gestellt werden. Befindlichkeiten
und Emotionen spielen offenbar eine übergroße Rolle im derzeitigen
Meinungsaustausch. Die notwendigen Veränderungen geben der Stadt indes die
Chance ein nachhaltig funktionales, zweckmäßiges Rathaus für alle Ämter und
Dezernate, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch für alle
Kommunalpolitiker zu schaffen. Ob dies am bisherigen Standort möglich und
wünschenswert ist oder ob ein anderer Standort an dem neu gebaut oder ein
bestehendes Gebäude genutzt oder mitgenutzt werden kann, ist bisher keiner
sachlichen detaillierten Prüfung unterzogen worden. Dies ist ein Versäumnis,
dass sich in naher Zukunft als folgenschwerer Fehler herausstellen kann.
Die
bislang vorliegende Machbarkeitsstudie berücksichtigt ausschließlich die
Sanierung des Rathausgebäudes. Sie zeigt, dass nur mit großem Aufwand eine Optimierung
ermöglicht werden kann, und dass die Nutzer weiterhin mit Kompromissen werden
leben müssen. Zentrale Mängel, wie z. B. die unzureichende Bauwerksabdichtung,
der zufolge „die Stahlbeton-Konstruktion permanent den stark schwankenden
Rheinwasserständen ausgesetzt“ ist (Machbarkeitsstudie Teil I, S. 48, 3.3),
oder z. B. der weiterhin geringe Anteil an Tageslicht und die daher bedingte
dauerhafte künstliche Beleuchtung, können nicht behoben werde. Es bleibt die
Befürchtung, dass auch nach der Sanierung regelmäßig weitere eigentlich
unnötige und vermeidbare Kosten entstehen werden.
Die Studie gibt
keine Auskunft über das Raumkonzept und zieht die zusätzliche Unterbringung von
bislang ausgelagerten Ämtern und damit eine effizientere Flächennutzung mit all den
einhergehenden Kosteneinsparungen nicht in Betracht. Sie zeigt aber auch, dass
eine effiziente Flächennutzung auch nach einer Sanierung aufgrund der
Grundrissgeometrie nicht möglich ist. Für manche Räume wie z.B. den Hörsaal
gibt es offensichtlich keinen Bedarf. Unabdingbar ist ein Nutzerbedarfskonzept,
das normalerweise einer ergebnisorientierten Diskussion vorausgehen sollte.
Die
Studie der MAG bildet darüber hinaus nachweisbar nicht alle Kosten der
Sanierung ab. Notwendige Sanierungsmaßnahmen – wie zum Beispiel diejenigen am
und im Ratssaal, dem
Foyer, oder dem Hörsaal – werden völlig außer Acht gelassen. Die mehrmaligen
Umzugskosten (aus dem Rathaus in ein Ersatzgebäude und wieder zurück) werden
nicht eingerechnet.
Das gleiche gilt für die Mietkosten, die nur für eine unrealistisch angesetzte
Minimalbauzeit von 18 Monaten beziffert werden. Ebenso werden keine
Gegenrechnungen aufgestellt: Welche Ersparnisse könnten sich durch die Aufgabe
der Räumlichkeiten in Zitadelle und Stadthaus ergeben? Dies sowohl in Bezug auf dort
ausstehende Sanierungsmaßnahmen, als auch auf die Flächeneffizienz bei einer
Zusammenlegung oder der daraus resultierenden Energieeinsparung. Welcher
Erlös könnte durch eine Vermarktung des Rathauses erzielt werden? Wie teuer
wäre ein effizienter Neubau für alle Ämter und Mitarbeiter? Wie stellt sich bei einem
Neubau die Wirtschaftlichkeit eines Plusenergie-Verwaltungsbaus dar?
Ohne
diese und weitere belastbare Zahlen, die eine sachliche Gegenüberstellung aller
Varianten ermöglicht, kann keine seriöse Entscheidung über die Zukunft des Mainzer
Rathauses getroffen werden. Wir fordern daher eine Überprüfung aller Varianten
ohne vorherigen Ausschluss eventuell unerwünschter Ergebnisse.